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Konzeption

Die komplette Konzeption kann in gedruckter Form im Kinderhaus eingesehen werden. Im folgenden ein Ausschnitt aus unserer Konzeption –

Konzeptionelle Grundgedanken

Der Verein und somit die Mitarbeit der Familien sind Rahmen und Fundament des Kinderhauses. Eine altersgemischte Familiengruppe und eine Krippengruppe finden ausreichend Platz in Räumen mit über 250 Quadratmeter.
Durch die Altersmischung wird den Kindern eine familiäre Atmosphäre gegeben.

Ein Wechsel von der Krippe in den Kindergarten entfällt.
Die Kinder können von einem halben Jahr bis zur Einschulung im Kinderhaus bleiben.
Wir als Team verstehen uns als aktiver Teil der Gruppe und als vertrauensvolle Bezugspersonen. Jede Fachkraft ist anders und bringt ihren besonderen Charakter mit in die Arbeit ein.
So sind uns auch die individuellen Persönlichkeiten der Kinder besonders wichtig.
Die Säulen unserer Arbeit bilden der hessische Bildungs- und Erziehungsplan und die Projektarbeit. Wir sind seit Juli 2019 als Reggio-inspirierte Einrichtung zertifiziert.

Das Bild vom Kind

Wir sehen die Kinder als Konstruierende ihrer individuellen Wirklichkeit und Entwicklung und sehen sie als eifrige Forschende an. Sie sind von Geburt an in der Lage, sich mit der sozialen Umwelt auseinander zu setzen. Ihr Identitätsaufbau ist Teil ihres Entwicklungsprozesses. Sie wollen die Welt verstehen und durch Experimente, durch Versuch und Irrtum ihre alltagspraktische/soziale Handlungskompetenz erweitern. Dabei bilden Kinder sich im sozialen Kontext selbst. Dadurch gelangen die Kinder zu Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstkonzepten. Dabei wird das Kind wie ein Erwachsener als vollständiger und zugleich als sich entwickelnder Mensch betrachtet. In dieser Sichtweise gelten die Kinder, die pädagogischen Fachkräfte und Familien alle als Hauptagierende und als kompetent. Sie lernen in Interaktion, im Dialog mit anderen und durch Auseinandersetzung mit ihrer sozialen und materiellen Umwelt. Die pädagogischen Fachkräfte haben die Aufgabe für Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Kinder mit Lernschwierigkeiten sind Kinder mit besonderen Rechten.

Wir finden für jedes Kind die bestmögliche Lernstrategie und bevorzugte Sprache. Ganz wichtig ist hierbei, dass Unterschiede niemals Hierarchien begründen.

Kinder als Ko-Konstruierende

Wir sehen Kinder als Ko-Konstruierende ihrer eigenen Entwicklung, denn einen Großteil ihres Wissens erwerben Kinder in der Gemeinschaft. Ko-Konstruktion funktioniert nur im gemeinschaftlichen Dialog. Dabei geht es vor allem um die Erforschung von Bedeutung, und nicht um die einseitige Wissensvermittlung. Somit finden Lernprozesse statt.

Auf Augenhöhe mit dem Kind regen die Erwachsenen das Kind an zum Erforschen seiner Lebenswelt. Antworten auf Fragen werden gemeinsam gefunden.

Wenn die Kinder mit Erwachsenen in einer Gemeinschaft ihr Verständnis und ihre Interpretation von Dingen miteinander diskutieren und verhandeln, also Bedeutungen erforschen, so ist dies ein ko- konstruktiver Prozess, welcher innerhalb und außerhalb des Kinderhauses stattfindet.

Partizipation der Kinder

Kinder haben ein Recht, an allen sie betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand beteiligt zu werden.

Beteiligung heißt, Kinder als Betroffene in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen und ihnen ernsthaft Einflussnahme zuzugestehen.
Kinderbeteiligung ist von zentraler Bedeutung für den Bestand von Demokratie.
Die geschützte Öffentlichkeit des Kinderhauses ist:

Ideales Lern- und Übungsfeld für gemeinsames und gemeinschaftliches Handeln, für das Einüben demokratischer Kompetenzen.
Eingebettet in Alltagsbezüge, demokratische, soziale und lebenspraktische Bildung und Erziehung zugleich.

Politische Bildung insofern, als Kinder erfahren, wie öffentliches Leben in einer Demokratie funktioniert.

Kinderbeteiligung bedeutet Mit- und Selbstbestimmung.
Dem einzelnen Kind wird die Möglichkeit zur Gestaltung der eigenen Aktivitäten eingeräumt, soweit sich dies mit seinem und dem Wohl anderer vereinbaren lässt. Dabei können den
Kindern eigene Verantwortungsbereiche übertragen werden. Sie lernen somit, Mitverantwortung zu übernehmen und leisten zudem einen Beitrag zur Verbesserung kindlicher Lebensräume, indem sie als „Profis in eigener Sache“ agieren.
Beteiligung ist von klein auf möglich. Das Kindesalter spielt für die Beteiligungsform eine Rolle, nicht hingegen für die Beteiligung als solche.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass Kinder fähig sind, ihren Lebensalltag bewusst und gezielt mitzugestalten.
Sie können sehr genau sagen, was sie beschäftigt, äußern auf Nachfrage spontan ihre Beschwerden und Wünsche, und sind in ihren Äußerungen konkret und handlungsorientiert.
Bei der Auswahl der Inhalte und Methoden der Kinderbeteiligung nehmen wir Rücksicht auf die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse, aber auch auf unterschiedliche Beteiligungsfähigkeiten, die jüngere und ältere Kinder, Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft und Geschlecht sowie Kinder mit und ohne Einschränkungen mitbringen.

Kinderbeteiligung gründet auf dem Dialog mit anderen und kann somit ein zentrales Element der Sprachförderung sein.
Im Austausch mit anderen bringt sich das Kind in Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse aktiv ein. Damit dieser Dialog zustande kommt und nicht abreißt, bedürfen Kinder der Begleitung durch die Erwachsenen.

Die Kinder entwickeln Bereitschaft zur altersangemessenen Übernahme von Verantwortung und gestalten ihr Lebensumfeld aktiv mit. Gelebte Alltagsdemokratie bietet dem Kind weitreichende Entwicklungsmöglichkeiten und ein ideales Lern- und Übungsfeld, kindliche Kompetenzen werden bestärkt.

Kinder sind aktiv beteiligt. Euer Kind beteiligt sich im Kinderhaus – nimmt teil – redet mit – bestimmt mit – arbeitet mit und gestaltet aktiv unseren gemeinsamen Alltag.

Wir nehmen die Kinder ernst und hören ihre Stimmen.
Sie lernen, bei Entscheidungsprozessen mitzubestimmen, und durch Zuhören erfahren sie die Ansichten von anderen.
Morgenkreis und Kinderkonferenz schaffen einen Raum, in dem Partizipation und Kommunikation in besonderem Maße gelebt und erlebt werden.

Wir pädagogischen Fachkräfte im Kinderhaus unterstützen die Kinder in ihrer Selbstständigkeitsentwicklung, indem wir ihnen ermöglichen, das Leben im Kinderhaus aktiv mitzugestalten.

Förderung der Selbstbestimmung und Solidarität sind grundlegende Erziehungshaltung der Bezugspersonen.
Es gibt Gesprächskreise, Abstimmungen, Konsensfindungen, Kinderkonferenz, Kindersprechstunde, jährliche Kinderbefragung, Wahlangebote, sprechende Wände (Platz für Kinder-Meinungen) von Kindern gestaltet, Befindlichkeitsrunden, Tages-/Wochen-/Monats-/ etc. Planung mit den Kindern, eigenständige Doku von Kindern an der sprechenden Wand, Projekt-Doku von Kindern, Kinder leiten die Kinderkonferenz.
Unsere pädagogische Haltung: Kinder lernen Beteiligung nur, indem sie sich beteiligen!
Wir beteiligen Kinder entsprechend ihrer entwicklungsgemäßen Möglichkeiten am Leben im Kinderhaus.

Kinderkonferenz

Die Kinderhauskinder werden über die Kinderkonferenz beteiligt. Bei der Kinderkonferenz sind Kinder und Erwachsene gleichberechtigt.
Inhalte und Tagesordnungen können von allen eingebracht werden. Die geschützte Öffentlichkeit des Kinderhauses ist ein ideales Lern- und Übungsfeld für gemeinsames und gemeinschaftliches Handeln und das Einüben demokratischer Kompetenzen. Die Ergebnisse werden an unserer „sprechenden Wand“ dokumentiert.

In der Regel treffen wir uns Montagvormittag.

Inklusion

Inklusion wird im Kinderhaus schon immer gelebt und erlebt. Jedes Kind holen wir dort ab, wo es steht und bekommt was es für seine Entwicklung benötigt. Außergewöhnliche Kinder bereichern das Gruppenleben und setzen neue Maßstäbe und Einstellungen bei Kindern, Familien und den pädagogischen Fachkräften. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammen im Kinderhaus spielen und lernen. Durch den gemeinsamen inklusiven Alltag können sich alle Kinder gegenseitig in ihrer Persönlichkeit bestärken und Akzeptanz erfahren. Unsere Erfahrungen in der integrativen Arbeit haben gezeigt, dass alle Kinder und deren Familien von dem gemeinsamen Miteinander profitieren.

In der Reggio-Pädagogik bedeutet die Wahrung der Rechte jedes Kindes immer auch konkret die Wahrung der Rechte des behinderten Kindes, d.h. des Kindes mit Beeinträchtigung bzw. mit besonderen Bedürfnissen.

Identitätsentwicklung

Wir pädagogischen Fachkräfte des Kinderhausteams sind uns bewusst, dass die heutige Zeit, in der wir leben, von Globalisierung, Unterschiedlichkeit und Individualisierung der Gesellschaft geprägt wird, bei der auch die Kindheit einem stetigen Wandel unterliegt, da immer mehr traditionelle Muster und normative Vorgaben wegfallen. Die geschlechtsspezifische Entwicklung von Kindern beispielsweise unterliegt nicht mehr den normativen Vorgaben (Unterscheidung Jungen und Mädchen) sondern wird durch Gender und Transgender erweitert.

Wir verstehen uns als Kita, die die Aufgabe hat, Kinder in ihrer Sozialisation außerhalb der Familie zu fördern, sowie den Kindern bei der Herausbildung der Individualität und damit verbunden die Entwicklung der Identität der Kinder zu begleiten. Wir sehen Identitätsentwicklung als einen Prozess an, der mit kulturellen, historischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen steht, bei dem Eigen- und Fremdwahrnehmung eine große Rolle spielen. Wir versuchen die oft widersprüchlichen Kräfte von gesellschaftlicher Unterordnung sowie individuelle Entfaltung und Anpassung zu harmonisieren. Kinder entwickeln durch die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ihre Identität und sind somit diejenigen, die die Haupthandlung übernehmen und ihre Identität selbst konstruieren.

Unsere Aufgabe als pädagogische Fachkräfte besteht dabei sie als Ko-konstruierende zu begleiten. Dabei sehen wir Identitätsentwicklung als lebenslangen Entwicklungsprozess, der auch revidierbar ist.

Wir versuchen als pädagogische Fachkräfte das Kind individuell bei seiner Identitätsentwicklung entsprechend seinem entwicklungspsychologischen Alter zu unterstützen.
Durch gezieltes Beobachten und Begleiten (individualisierte Wahrnehmung des einzelnen Kindes und damit verbundener Ko-Konstruktion) fördern wir die für die Zukunft wegweisenden Individualisierungsprozesse des Kindes.

Wir stehen hinter der UN-Kinderrechtskonvention, die ein Recht der Kinder auf eine Erziehung und Bildung festlegt, die „die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten zur Entwicklung fördert“.
Die Autonomie des Kindes sowie die Vermeidung von Rollenklischees sind uns dabei wichtig. Auf vielfältige Weise versuchen wir dies zu unterstützen:

Durch Bereitstellung von vielfältigen Spielmaterialien sowie Literatur,
Rollenspiele (frei), Verkleidungsecke sowie Theater (die Kinder erfahren sich als anderen zu fühlen und können auch die Reaktionen der anderen erspüren).
Durch sensible Beobachtung des Spiels der Kinder und ggf. entsprechender Unterstützung.
Rituale fördern den Zuwachs an Selbstkompetenz der Kinder (z.B. Abschiedsritual von den Familien, Morgenkreis).

Autonomie aber auch Regeln

Zugehörigkeit zum einen zu einer festen Gruppe (U3 / Familiengruppe) sowie andererseits die Wahlfreiheit beim Angebot oder Spiel sich in alters/geschlechtsheterogene/homogene Gruppen (Schatzsucher/Goldstücke) zuzuordnen dienen der Identitätsentwicklung.
Durch Auseinandersetzung mit sich, den eigenen Reaktionen sowie denen der anderen Kinder und pädagogischen Fachkräfte, ihren Fähigkeiten und Vorlieben lernen die Kinder ihre Identität zu entwickeln.
Biographie Arbeit der Kinder (Beobachtung, Dokumentation, Portfolio, Kinder- und Familiengespräche, Fragen zur Lebenswelt der Kinder) sowie die Reflexion der eigenen Biographie der einzelnen pädagogischen Fachkraft fließen ebenfalls hilfreich mit ein und tragen zur Identitätsentwicklung bei.
Hierzu zählt auch die Reflexion des eigenen Verhaltens im pädagogischen Alltag, (z.B. ermahne ich ein Geschlecht anders oder öfters, wie ist meine Kommunikation – inklusive Stimmlage, gibt es da Unterschiede?)

Geflüchtete: Das Kinderhaus als geschützter Raum

Das Kinderhaus nimmt die Aufgabe eines geschützten Raumes wahr, der Geborgenheit, Sicherheit und Stabilität vermittelt. Wichtig ist uns das Verständnis für kulturelle Vielfalt und besondere Lebenslagen, sowie das Gefühl zu vermitteln, angenommen und willkommen zu sein. Das Kinderhaus ist ein Ort, an dem alle gleiche Rechte und Pflichten haben, ein Ort mit null Toleranz gegenüber Diskriminierung. Alle Familien sollen miteinbezogen werden.

Die Rechte der Kinder

Entsprechend der UN-Kinderrechtskonventionen setzen wir uns für die Anerkennung der Rechte und Potenziale der Kinder ein. Die Kinderrechte sind eine wichtige Säule der Reggio-Pädagogik und haben für uns einen hohen Stellenwert. Sie sind Grundlage unseres gemeinsamen Handelns.

Das Kinderrecht auf

• Gleichbehandlung
Alle Kinder haben die gleichen Rechte und müssen gleichbehandelt werden. Niemand darf ausgeschlossen werden.

• Schutz für Minderheiten

Minderheiten haben das Recht, so zu leben wie alle anderen. • Gleiche Rechte für Alle

Niemand darf wegen seiner physiologischen Geschlechtszugehörigkeit schlecht behandelt werden. Es wirkt das Kinderrecht auf Gleichbehandlung.

• Das Kinderrecht auf Spiel, Freizeit und Erholung

Jedes Kind hat das Recht auf freie Zeit, in der es spielen und sich erholen kann; also nicht lernen oder arbeiten muss. Kinder haben außerdem ein Recht auf genügend Platz, um ihre freie Zeit zu verbringen.

• Das Kinderrecht auf Bildung

Jedes Kind hat das Recht auf Bildung unabhängig von den körperlichen, sozialen oder gesellschaftlichen Voraussetzungen: Ein Recht auf Bildung und Teilhabe im kulturellen Geschehen, das Recht die Lernbegierde bzw. -bedürfnisse zu befriedigen, Freude am Lernen zu empfinden und das Recht Wissen über sich und die Welt selbsttätig zu entwickeln.

• Das Kinderrecht auf Privatsphäre

Jedes Kind hat das Recht, Geheimnisse zu haben. Niemand darf Brief- und Chatnachrichten lesen. Das Kinderrecht auf Privatsphäre bestimmt außerdem, dass Kinder das Recht haben, mal ganz allein zu sein.

• Recht auf Fürsorge

Jedes Kind hat das Recht darauf, dass sich jemand darum sorgt, dass Kinder gesund und glücklich aufwachsen. Wenn die Familien das nicht können, dann übernimmt der Staat die Verantwortung.

• Recht auf Gesundheit

Es ist wichtig, dass alle Kinder gesund groß werden können. Der Staat sorgt für die Gesundheit: Sauberes Trinkwasser, Essen und genügend medizinisches Fachpersonal

• Recht auf Inklusion

Die Inklusion soll verhindern, dass Kinder mit Beeinträchtigung ausgeschlossen werden. Inklusion bedeutet „miteinbezogen werden“.

• Recht auf Mitbestimmung

Kinder haben ein Recht darauf, sich einzumischen. Kinder dürfen ihre Meinung sagen, wenn ihnen etwas nicht passt. Kinder dürfen sich mit anderen Kindern treffen und auch demonstrieren gehen!

• Recht auf Beteiligung

Jedes Kind hat das Recht auf ein „Forum der Artikulation“ (Beteiligung). Kinder gestalten den Kita- Alltag mit.

• Recht auf Schutz vor Gewalt
In Deutschland ist es verboten, Kindern Gewalt anzutun. • Recht auf Gemeinschaft

Im Mittelpunkt der Reggio-Pädagogik steht das Recht jeden Kindes, sich in der Gemeinschaft mit anderen Kindern und Erwachsenen zu entwickeln, ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln, in Interaktion zu treten und Lernerfahrungen durch bzw. mit anderen zu machen.

• Recht auf Individualität

Das Kind hat das Recht, in seiner Individualität respektiert zu werden und sich nach seinem eigenen Lern- und Lebensrhythmus zu entwickeln. Kinder haben das Recht, ihre Potenziale und ihre individuellen Fähigkeiten zu verwirklichen und zu erweitern und eine eigene Identität aufzubauen. Interkulturelle Kompetenzen aller Kinder werden gefördert und Kinder mit besonderen Bedürfnissen berücksichtigt. Kinder haben das Recht, Liebe und Vertrauen zu bekommen und so akzeptiert zu werden, wie sie sind.

• Recht auf Autonomie

Kinder haben das Recht, eine aktive Beteiligung an der eigenen Entwicklung zu haben; Respekt, Achtung und Gleichberechtigung zu erfahren; kreative Problemlösungsstrategien zu entwickeln, d.h. das Kind hat die Möglichkeit bei der Erforschung der Welt, eigene Wege zu beschreiten, die nicht abgelehnt, sondern zugelassen werden. Kinder haben ein Recht auf Selbstverwirklichung und Selbstständigkeit (Autonomie).

• Recht auf die Entwicklung der „hundert Sprachen“

Kinder haben ein Recht auf die Entwicklung der „hundert Sprachen“. Die „Sprachen der Kinder“ werden im Kinderhaus gefördert.

Bezug zu pädagogischen Ansätzen: Reggio

Die pädagogische Haltung in der Reggio-Pädagogik

Die Reggio-Pädagogik ist eine Haltung und keine festgeschriebene Theorie. Sie ist Erziehungsphilosophie und nicht Erziehungstheorie.

Sie ist kein einfach übertragbares, geschlossenes Konzept, sondern eine Aufforderung sich auf einen offenen Prozess einzulassen.

Die Reggio-Pädagogik ist „Eine Pädagogik des Werdens“, in dessen Mittelpunkt die Interaktion und die Erfahrung von sozialem Austausch zwischen Kindern, pädagogischen Fachkräften und Familien stehen.

Die Reggio-Pädagogik kann nicht einfach kopiert werden, aber viele Fragen aufwerfen.

Zur pädagogischen Haltung in der Reggio-Pädagogik gibt es verschiedene Unterpunkte, welche einzeln in unserer Konzeption benannt werden.

Die Reggio-Pädagogik ist geprägt durch die sozio-kulturelle und politische/ historische Situation der Region Reggio–Emilia in Italien. Pädagogik wird als gemeinschaftliche Aufgabe verstanden, als Kooperation und Kommunikation. Die Pädagogik beinhaltet Rechte und setzt bestimmte Haltungen voraus.

HBEP (Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan)

Das Kinderhaus arbeitet nach den Inhalten des hessischen Bildungs- und Erziehungsplan: https://bep.hessen.de. Dabei ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten an der Bildung und Erziehung der Kinder fester Bestandteil unserer pädagogischen Arbeit. Den Familien kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie der erste und umfassende Lernort der Kinder sind. Ein wesentlicher Aspekt ist daher für uns auch die partnerschaftliche Einbindung der Familien. Im Tandem sind wir vernetzt mit der Adolf-Reichwein-Schule und den umliegenden Kitas.

Die Grundsätze und Prinzipien des hessischen Bildungs- und Erziehungsplans decken sich mit unserer Konzeption. Dazu zählt das Stärken der Basiskompetenzen der Kinder, der Umgang mit individuellen Unterschieden und soziokultureller Vielfalt, das Moderieren von Bildungs- und Erziehungsprozessen, die Kooperation bzw. Beteiligung der Kinder, Familien, Grundschule sowie ggf. anderer Bildungsorte, die laufende Reflexion und Evaluation, das Beobachten und Dokumentieren von Lern- und Entwicklungsprozessen sowie die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Familien.

Die Rolle der pädagogischen Fachkräfte

Die pädagogischen Fachkräfte des Kinderhauses sind Lehrende und Lernende zugleich. Wir verstehen uns als Wegbereitende für die Kinder. Jedes Kind hat schon vor Eintritt in das Kinderhaus seine eigene Geschichte. Wir nehmen diese Geschichte als Grundlage für unsere pädagogische Arbeit und stehen in ständigem Austausch mit den Familien in einer aktiven Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Wir beziehen die Familien und Interessierte, wie externes Fachpersonal, in unsere Arbeit ein und ermöglichen hierdurch, dass die Kinder, wie auch das Team, von ihren Kenntnissen lernen. Wir sind stets bereit, Neues auszuprobieren, um unsere pädagogische Arbeit weiterzuentwickeln, daher gehört es dazu, politische Neuerungen oder Gesetzesänderungen zu kennen.

Wir reflektieren kontinuierlich die gesellschaftlichen Entwicklungen, ebenso wie unser Verständnis von kindlicher Entwicklung und Erziehung. Durch den regelmäßigen Besuch von Fachvorträgen und Fortbildungen eignen wir uns ein reichhaltiges Spektrum an theoretischem Wissen an. Diesen Wissenszuwachs geben wir an das Team und die Familien weiter.

Teamfortbildungen finden regelmäßig statt, ebenso wie Teamreflexionen im Rahmen von Supervisionen.
Es liegt uns am Herzen, alle interessierten und interessanten Personen aus dem Umfeld des Kinderhauses einzuladen, sich gemeinsam auf eine „Schatzsuche“ zu begeben, um gemeinsam Neues zu entdecken.

Das Kinderhaus verfügt über eine umfangreiche Fachliteratursammlung, die kontinuierlich mit aktuellen Themen ergänzt wird. Diese ist für alle zugänglich im Team/Besprechungsraum. In den Teamsitzungen findet ein Austausch über neue Literatur statt.
Wie bei den Kindern, so auch bei den pädagogischen Fachkräften sehen wir individuelle Stärken und Kompetenzen als Bereicherung, die wir in unsere Arbeit einbringen.

Die pädagogischen Fachkräfte sind Bezeugende der kindlichen Entwicklung, sie dokumentieren und forschen in einer ko-konstruktiven Zusammenarbeit.

Der Raum als „dritter Erziehender“

Das gesamte Umfeld des Kinderhauses zählt zum Raum als „dritter“ Erziehender: Der „erste“ Raum ist das Kind selber als konstruierender Hauptdarsteller seiner eigenen Entwicklung. Der „zweite“ Raum ist das soziale Umfeld, also die Familien und wir im Kinderhaus. Wir möchten, dass die Kinderhausräume Wohlbefinden und Zugehörigkeit vermitteln und die Kinder zum Staunen, Experimentieren und zum Entdecken einladen.

In den Räumen des Kinderhauses haben die Kinder Gelegenheit zum Rollenspiel durch Bereiche wie der Kinderküche, die Verkleidungsecke und dem Frisiertisch. Im Bauzimmer können kleine und große Bauwerke entstehen.

Der Krippenraum ist Raum der Kleinsten im Kinderhaus und bietet viel Gelegenheit zum selbst ausprobieren, Klettern und Hindernisse überwinden. Am Maltisch können die Kinder jederzeit selbstständig kreativ sein und erste Erfahrungen mit Stiften und Farben sammeln.

Ein großer Spiegel ermöglicht sich selbst zu entdecken.
Die Räume im Kinderhaus „sprechen“ zu den Kindern, laden sie ein und wecken ihr Interesse. Durch Fotos und das Ausstellen ihrer Werke können sich die Kinder selbst wiedererkennen. Die Räume „sprechen“ durch ihre Schönheit und Klarheit, Struktur und Ästhetik.

Dokumentation

Beobachtung & Dokumentation

Wir haben gemeinsam mit den Familien einen positiven Blick auf das Kind und seine Besonderheiten.

Die pädagogischen Fachkräfte legen viel Wert auf die Beobachtung des Kindes in seinem alltäglichen Handeln, Aussagen und Verhalten. Wir bezeugen Lernprozesse und Entwicklungsschritte der einzelnen Kinder und hören aktiv ihre Dialoge, ihre Fragen und Interessen, ihre „hundert Sprachen“.

Diese bewussten Beobachtungen werden in verschiedenen Dokumentationsformen festgehalten:

* Sprechende Wände, Projektordner, Portfolios ermöglichen den Kindern, Familien und außenstehenden Erwachsenen die Werke und Produkte der Kinder zu sehen, die Projekte und deren Stand zu folgen, sowie Informationen über die Beteiligung der Kinder, ihre Interaktionen in der Gruppe und ihre Interessen zu bekommen. Diese Dokumentationen sind von Kindern mitgestaltet.

* Individuelle Beobachtungen von besonderen und relevanten Situationen und Ereignissen geben den pädagogischen Fachkräften fortlaufend Einblicke über Persönlichkeit und Verhalten des Kindes und bilden die Basis für Analyse im Team und Familiengespräche.

Portfolio

Jedes Kinderhaus-Kind besitzt ein Portfolio, sein „Schatzbuch“, über welches es selbst verfügt und das im Alltag erstellt wird.
In dem Portfolio werden ausgesuchte Zeichnungen, Collagen oder Fotos sowie die Lerngeschichten und Briefe von Bezugspersonen gesammelt, die einen Einblick in den Alltag des Kindes im Kinderhaus geben und über seine Entwicklungsschritte erzählen.

Es wird zu Entwicklungsgesprächen genutzt, wenn das Kind einverstanden ist.
Das Portfolio ist Eigentum des Kindes und verbleibt im Kinderhaus, bis das Kind das Kinderhaus verlässt und kann dann in der Schule fortgeführt werden.

Bildungsbereiche

Pädagogische Schwerpunkte und Angebote

Freispielzeit

In der Freispielzeit wählen unsere Kinder ihren Spielort, wie auch Spielmaterial und Inhalt, oder mitspielende Kinder selbst aus.
Für die Kinder bietet diese Zeit eine große Entscheidungsfreiheit und Selbstbestimmung.

Als pädagogische Fachkräfte begleiten wir dieses Entdecken von Möglichkeiten, helfen dabei Entscheidungen zu treffen und Spielsituationen zu finden.
Innerhalb des Freispiels entstehen auch Reibungspunkte. Es beinhaltet das Austragen von Konflikten und das Austesten von Regeln.

Für uns pädagogische Fachkräfte, bietet das Freispiel die Möglichkeit, einzelne Kinder oder Kleingruppen gezielt zu beobachten. Diese Beobachtungen bilden die Basis für unsere Pädagogik.

Spielen

Die pädagogischen Fachkräfte im Kinderhaus unterstützen Kinder, ihre Fantasie und ihre schöpferischen Kräfte im Spiel zu entfalten und sich die Welt in ihrer Weise anzueignen.
Im Alltagsgeschehen werden immer wieder neue Möglichkeiten geschaffen, damit Kinder Rollenspiele entwickeln können, und wir bieten immer wieder neue Materialen zum fantasievollen Spiel an.

Wir sehen das Spiel als ein wichtiges Lernmittel, in dem Kinder gemäß ihrer Entwicklung das Tempo selbst bestimmen können.
Durch Beobachtung können wir die Interessen der Kinder erkennen und sie dort abholen, wo sie stehen, und sie unterstützen.

Bewegung

Ein wichtiger Aspekt unserer pädagogischen Arbeit ist es, den Kindern vielseitige Bewegungsanreize zu bieten.
Über die Bewegung machen die Kinder elementare Erfahrungen. Sie stärken ihren Gleichgewichtssinn, gewinnen an Sicherheit und Selbstvertrauen und entwickeln Raumgefühl. All dies ist wichtig für ihre kognitive Entwicklung.

Unser Toberaum bietet sich wunderbar für Bewegungsspiele aller Art an, da er eine große Freifläche bietet, die zur Bewegung einlädt.
Mit unseren verschiedenen Turngeräten, Bausteinen und der Sprossenwand unterstützen wir die motorische Entwicklung der Kinder.

Zudem gehen wir oft auf den nahe gelegen Spielplatz oder entdecken bei Spaziergängen die nähere Umgebung.
Unser Anliegen die Autonomie der Kinder ständig zu fördern, führt uns dazu, die Kinder zu ermutigen selbstständig sämtliche Spielgeräte, Schaukeln oder Klettergerüste zu erobern.

Dadurch fördern wir Konflikt- und Problemlösefähigkeit, Fantasie, Selbstständigkeit, Ausdauer und Frustrationstoleranz, Motivation und Freude am selbstständigen Lernen und eigenständigem Handeln.

Naturwissenschaften und Technik im Kinderhaus

Gemäß dem hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) begreifen wir die Kinder als lernende, forschende und entdeckungsfreudige Kinder.
Wir fördern die Kinder mathematisch, indem wir ihnen ermöglichen, Erfahrungen über mathematische Zusammenhänge zu sammeln und Phänomene in konkreten Situationen mit allen Sinnen zu erleben.

Wir setzen uns mit mathematischen Phänomenen auseinander.
Wir wecken die Freude am Umgang mit Formen, Mengen, Zahlen sowie Raum und Zeit.
Wir fördern das Mengenverständnis und die Zahlen- und Zählkompetenz des Kindes.
Wir beobachten Vorgänge in der Umwelt systematisch und sammeln Erfahrungen mit physikalischen Gesetzmäßigkeiten.

Wir erschließen uns die Welt, indem wir mit Hilfe von Experimenten naturwissenschaftliche Vorgänge bewusst wahrnehmen.
Wir erlangen Einsicht in Technik, üben den Umgang mit Werkzeugen, lösen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit technische Fragestellungen.

Wir bauen und konstruieren mit unterschiedlichen Materialien.
Im Rahmen der Reggio-inspirierten Projektarbeit gibt es immer wieder Forschungsthemen mit „Fragen an die Welt“.

Haus der kleinen Forscher

Seit Dezember 2020 ist das Kinderhaus als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert. Wir fördern somit mit unseren Impulsen und Projekten die frühe MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und das nachhaltige Handeln der Kinder. Ebenso nimmt das Kinderhaus an dem jährlich stattfindenden „Tag der kleinen Forscher“ teil.

Musik

Ziele unserer Musikpädagogik sind das Spüren, Reagieren, Unterscheiden und Erfahren von:

Zeit (Geschwindigkeit, Tonlängen, Bewegungstempi), Dynamik (laut + leise, langsam + schnell), Raum (hoch + tief, weit + eng), Formalem (Vorgegebenes erfassen, Wiederholungen erkennen, Konturen erfassen), Spüren und Auf- und Abbau von emotionalen Gefühlen, Verbindung von Sprache und Bewegung, Schulung des aktiven Zuhörens.

Die Methodik ist ganzheitlich und verknüpft immer Musik mit Bewegung, also den Einsatz des ganzen Körpers und seiner Sinne und Empfindungen. Die Sinne werden sensibilisiert. U.a. werden die motorische Entwicklung und der Stimmapparat gefördert. Spielerisch werden Reaktion, Konzentration und Erinnerungsvermögen trainiert. Durch die thematische Verarbeitung der jeweiligen Angebotsinhalte in Auseinandersetzung mit Partner und Gruppe wird das soziale Lernen gefördert. Kreative Fähigkeiten werden entwickelt durch eine fantasievolle, künstlerische Umsetzung von Musik. Durch elementares Musizieren (Erzeugen oder Komponieren, das Hören und das Vermitteln von Tonfolgen) sollen Grundlagen gelegt werden. Die Kinder werden zur weiteren Beschäftigung mit Musik motiviert. Je nach Entwicklungsstand haben altershomogene Gruppen unterschiedliche Schwerpunkte, zum einen Tanz & Bewegung, zum anderen Rhythmik. Die Kinder lernen den sorgfältigen Umgang mit Instrumenten kennen, sowie auch den Einsatz und Umgang mit Medien.

Ausdruck & Kreativität

„Das Kind hat 100 Sprachen“

Ein Kind ist aus hundert gemacht.Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Hände, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken,
zu spielen und zu sprechen.
Immer hundert Weisen zuzuhören, zu staunen und zu lieben,
hundert Weisen zu singen

und zu verstehen,
hundert Welten zu entdecken,
hundert Welten zu erfinden,
hundert Welten zu träumen.
Ein Kind hat hundert Sprachen,
doch es werden ihm neunundneunzig geraubt.
Die Schule und die Umwelt trennen ihm den Kopf vom Körper. Sie bringen ihm bei ohne Hände zu denken,
ohne Kopf zu handeln, ohne Vergnügen zu verstehen,
ohne Sprechen zuzuhören,
nur Ostern und Weihnachten zu lieben und zu staunen.
Sie sagen ihm, dass die Welt bereits entdeckt ist
und von hundert Sprachen rauben sie dem Kind neunundneunzig. Sie sagen ihm, dass das Spielen und die Arbeit
die Wirklichkeit und die Phantasie
die Wissenschaft und die Vorstellungskraft,
der Himmel und die Erde,
die Vernunft und der Traum,
Dinge sind, die nicht zusammengehören.
Sie sagen also, dass es die hundert Sprache nicht gibt.
Das Kind sagt: „Aber es gibt sie doch.“

(Loris Malaguzzi, Reggio Emilia 1985)

Das Atelier im Kinderhaus

Das Atelier, als Institution in Reggio Emilia geboren, dient den „hundert Sprachen der Kinder“, fördert Wissen und Kreativität, stellt Fragen und lässt staunen.
Unser Atelier ist ein Ort künstlerischer Tätigkeit, wo die 100 Sprachen entwickelt und miteinander verbunden werden. Es geht dabei weniger um das Produkt als um den Prozess und den Ausdruck. All das was Kinder tun, verstehen wir als „Sprechen“. Kinder lassen mit allen Möglichkeiten

der Kommunikation zusätzlich zur gesprochenen Sprache etwas darüber erkennen, wie und warum sie handeln und welche Bilder sie von der Welt erzeugen. Sie benutzen dabei alle Mittel und Werkzeuge und Funktionsbereiche, die ihnen zur Verfügung stehen.
Dafür schaffen wir ein soziales und kulturelles Umfeld, das die hundert Sprachen, die Vielfalt des Denkens und des Ausdrucks, unterstützt. Denn Kinder haben ein Recht auf ein schöpferisches Leben und auf eigene Erkenntnis.

Unser Atelier ist Begegnungsort von Pädagogik und Kunst, Teamarbeit, Ausgangspunkt von Projekten und Ausstellungen.
Der Raum bietet vielfältige Möglichkeiten zum Erfassen und Begreifen. Alles ist variierbar und veränderbar. Es herrscht ein gewolltes und geplantes Nebeneinander unterschiedlichster Materialien und Medien. Verschiedene Disziplinen werden miteinander verknüpft, damit die Sinneserfahrungen zu einer Sprache werden können.

Diverse Materialgruppen verschaffen dem großen Ausdrucksbedürfnis der Kinder Raum.
Unser Atelier wird von unserer kunstpädagogisch ausgebildeten Fachkraft in der Rolle der AtelieristA begleitet.
Das Atelier dient auch als Forschungs- und Weiterbildungsstätte.

Literacy

Literacy ins Deutsche zu übersetzen ist schwierig, da es ein Sammelbegriff für Lese-, Erzähl- und Schriftkultur ist.
Es geht um folgende Elemente:

  • die Vertrautheit mit Büchern
  • die Lesefreude
  • das Text- und Sinnverständnis
  • die sprachliche Abstraktionsfähigkeit
  • den kompetenten Medienumgang
  • die Lesekompetenz
  • die Schreibkompetenz Kinder machen schon lange bevor sie lesen und schreiben können ihre ersten Erfahrungen mit Sprache und Schrift. Im Kinderhaus möchten wir für die Kinder einen Grundstein für eine erfolgreiche „Lese- und Bildungskarriere“ legen.
    Um nicht nur Erzählanlässe zu schaffen, sondern auch ihre Kreativität im Zusammenhang mit der Schriftsprache zu fördern, ist in unserem Kreativraum eine Schreibwerkstatt eingerichtet. Diese ist mit unterschiedlichen Schreibutensilien, wie zum Beispiel Buchstaben zum Drucken, einer Schreibmaschine, Briefumschläge ausgestattet. Durch Zeichnen, „Kritzeln“, Gestaltung von Geschichten, aber auch durch Beobachten der Fachkräfte beim Erstellen von Notizen lernen Kinder Symbole und Schriftzeichen als Träger von Informationen kennen. Als Beispiel hierzu dienen die Notizen für die Ergebnisse unserer Kinderkonferenz, diese werden gemeinsam mit den Kindern erstellt. Vorlesen Bücher werden ins alltägliche Leben des Kinderhauses mit einbezogen. Wir verfügen über ein gut sortiertes Büchersortiment, dessen Bestand regelmäßig aktualisiert wird.
    Durch Vorlesen und im Dialog über das Gelesene wollen wir kindgerecht Wissen vermitteln, Fantasie und Kreativität fördern, die Sprachentwicklung unterstützen, das Konzentrationsvermögen trainieren und das kritische Denken entwickeln. Das Vorlesen dient auch der zielgerechten Vorbereitung für den späteren Lese-Rechtschreiberwerb. Bei der dialogischen Bilderbuchbetrachtung wird spielerisch der Aufbau der phonologischen Bewusstheit gefördert, also die Bewusstheit über formale Eigenschaften gesprochener Sprache. Bücher werden auch verwendet, um aktuelle Themen anschaulicher darzustellen. Hierzu bringen auch die Kinder gerne ihre Bücher von zu Hause mit.
    Zusätzlich werden Bücher aus der Friedberger Stadtbücherei für Projekte ausgeliehen. Das Kinderhaus beteiligt sich am jährlichen bundesweiten Vorlesetag. („BiBu“ – Bilderbuchbetrachtung) Kinder lieben Geschichten und lernen durch Beispiele und Vorbilder.
    Zuhören, sich konzentrieren, Zusammenhänge verstehen, ein Sprachgefühl entwickeln, neue Welten entdecken, der Fantasie Flügel verleihen, Neugierde wecken, Spannung und Entspannung, Konflikte lösen, all dies vermag ein Buch und noch vieles mehr.
    Der Text kann beliebig oft wiederholt werden und bietet die Möglichkeit auswendig gelernt zu werden.
    Beim Angebot BIBU sammeln die Kinder wichtige Erfahrungen im Umgang mit Büchern: wie halte ich das Buch richtig herum, wo steht der Buchtitel, die Illustrationen und der Text bilden einen Zusammenhang, usw. So bekommen die Bücher einen besonderen Stellenwert und erhalten eine Wertschätzung.
    Durch die integrierte Sprachentwicklung und den Umgang mit Symbolik lernen die Kinder Begriffsbildungen und entwickeln ihr Abstraktionsvermögen.
    Die Bilderbuchbetrachtung wird pädagogisch durch ein Kamishibai (japanisches Erzähltheater), das viel Spielraum für das Erzählen und Entdecken von Geschichten gibt und zur Kreativität anregt sowie dem alltäglichen Spracherwerb dient, ergänzt.